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21.10.2025

Gesetze: Steuerberaterverband fordert Praxistauglichkeit

Am 20.10.2025 hat der 48. Deutsche Steuerberatertag in Den Haag begonnen. Der Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes (DStV), Torsten Lüth hat in seiner Eröffnungsrede die Sicherung der Unabhängigkeit des Berufsstands, praxistaugliche Gesetze und spürbaren Bürokratieabbau gefordert.

Die Unabhängigkeit des Berufsstands der Steuerberater sei nicht verhandelbar. Lüth positionierte sich klar gegen die von Private-Equity-Befürwortern angestrebte Lockerung des Fremdbesitzverbots. "Unsere Verantwortung gilt dem Mandanten. Die für ihn beste steuerliche Lösung darf nicht von kurzfristigen Renditeerwartungen eines Investors diktiert werden", so der DStV-Präsident. In einem sich rasant verändernden Umfeld wandele sich auch der Berufsstand spürbar. Doch diese Transformation – forciert durch Digitalisierung, Automatisierung, Fachkräftegewinnung und veränderte Mandantenbedürfnisse – sei auch ohne berufsfremde Investoren als Gesellschafter zu bewältigen.

Mit Blick auf die Steuerberaterprüfung forderte der Verbandspräsident eine Modernisierung. Das Prüfungsverfahren gehöre auf den Prüfstand. Die Qualität stehe nicht zur Disposition. Als Lösung schlägt Lüth Modul- statt Blockprüfungen vor, mehr zeitliche Flexibilität für Nachwuchskräfte sowie eine Liberalisierung beim so genannten Fakultätsvorbehalt: "Hier wäre", so Lüth, "ein Wegfall der Restriktionen ebenso sinnvoll wie bei den zulässigen Wiederholungsversuchen."

Gänzlich unzufrieden zeigte sich der DStV-Präsident mit den aktuellen Rahmenbedingungen im Zuge von Gesetzgebungsverfahren. Seit nunmehr 50 Jahren mache sich der DStV für praktikable Gesetze stark, doch politische Prozesse erschwerten die Arbeit zunehmend. So liefen Gesetzgebungsverfahren mittlerweile mit derart unrealistisch kurzen Fristen, dass eine seriöse Verbändebeteiligung eigentlich unmöglich sei. Die unübersehbaren Folgen derartiger Express-Gesetze seien mangelnde Qualität, Rechts- und Planungsunsicherheit und immer mehr Bürokratie. Lüths Appell an die Politik lautet daher: "Wir brauchen faire Fristen – sonst zahlen Qualität und Praxis den Preis!"

Zugleich merkte der Verbandspräsident an, dass auch die Versprechen der Bundesregierung, dem Bürokratieaufwuchs Einhalt zu gebieten, bislang kaum eingelöst worden seien, während Unternehmen unter wachsender Regulierung litten. Ein großer Bürokratietreiber sei zweifellos Brüssel; doch auch im nationalen Recht seien effektive Maßnahmen, wie ein rasches Voranbringen des Once-Only-Prinzips, einer Rentenabzugsteuer und mehr Pauschalierungen, möglich.

Deutscher Steuerberaterverband e.V., PM vom 20.10.2025